5. Dezember 2025

Insolvenzverwaltung

Jüdisches Krankenhaus Berlin startet Restrukturierung über Eigenverwaltungsverfahren

Berlin, den 5. Dezember 2025. Das Jüdische Krankenhaus Berlin (JKB) hat am 4. Dezember 2025 einen Antrag auf die Einleitung eines vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens gestellt, diesen hat das zuständige Amtsgericht Berlin-Charlottenburg per Beschluss bestätigt. Ziel dieses Schrittes ist es, das Krankenhaus zukunftsfähig aufzustellen und die medizinische Versorgung sowie die Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

„Wir stehen wie viele Krankenhäuser in Berlin und im gesamten Bundesgebiet vor großen Herausforderungen: Die strukturellen Veränderungen im Zuge der Krankenhausreform treffen auf eine insgesamt angespannte wirtschaftliche Lage, aus der wir uns nur mit rechtlichen Werkzeugen und Unterstützung von außen lösen können“, so Brit Ismer als Vorstandsvorsitzende des JKB.

Grund für den Schritt ist die angespannte Finanzlage des Krankenhauses, ausgelöst durch den Veränderungsdruck der Krankenhausreform, aktuelle Sparbeschlüsse der Bundespolitik und allgemeine Kostensteigerungen bei nicht ausreichend refinanzierten Versorgungsleistungen. Hinzu kommen noch ausstehende Investitionen für Gebäude und IT-Systeme sowie zusätzliche Herausforderungen durch einen Wasserschaden im Neubau.

„Bereits in den vergangenen Monaten haben wir verschiedene Maßnahmen zur Restrukturierung definiert und stringent verfolgt. Mit dem Eigenverwaltungsverfahren haben wir die Möglichkeit, diese Ziele aktiv und eigenverantwortlich weiter zu gestalten, deshalb haben wir uns für diese Verfahrensart entschieden“, so Jessica Maaß, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des JKB.

Der Vorstand behält im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren die Leitung des Krankenhauses in eigener Hand und wird den Restrukturierungsprozess während des laufenden Versorgungsbetriebes vornehmen. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden sind im Rahmen des Verfahrens rechtlich gesichert. Den allgemeinen Patientenbetrieb und insbesondere die Notfallversorgung führt das JKB uneingeschränkt fort und baut sie aus, um in der Region aufgrund der anstehenden Schließung des Nachbarkrankenhauses DRK Mitte mehr Verantwortung für die Versorgung der Berlinerinnen und Berliner zu übernehmen.

Das MVZ und die Service-Gesellschaft sind aktuell nicht von dem Verfahren umfasst: Das MVZ Medizin der Mitte betreut die ambulanten Patienten in gewohntem Umfang weiter und auch die Servicegesellschaft führt ihre Aufträge und Leistungen wie gewohnt fort.

„Das Jüdische Krankenhaus Berlin hat in den vergangenen Monaten schon starke Schritte unternommen, auf die wir nun im Verfahren aufsetzen können. Das hohe Engagement der Mitarbeitenden und die hohe Versorgungsqualität wirken sich ebenso positiv auf die Ausgangssituation aus, das stimmt uns zuversichtlich“, so Dorit Aurich (ECKERT Rechtsanwälte), die das Verfahren als insolvenzrechtliche Beraterin unterstützt. Die erfahrene Restrukturierungsberaterin hat erst kürzlich das Sanierungsverfahren des ebenfalls von einer Stiftung geführten Naemi Wilke Stifts in Guben erfolgreich abgeschlossen.

Lars Knipper (ECKERT Rechtsanwälte) ist Sanierungsexperte mit langjähriger Expertise in der Gesundheitsbranche und ist Teil des insolvenzrechtlichen Beratungsteams. Er sagt: „Das Jüdische Krankenhaus Berlin spielt eine wichtige Rolle für die regionale Gesundheitsversorgung. Über das vorläufige Eigenverwaltungsverfahren können wir dem Haus eine Brücke bauen, mit welcher es eigenverantwortlich die Veränderungen umsetzen kann, die in der Versorgungsstruktur von morgen gebraucht werden.“

Bereits in den vergangenen Monaten führte das JKB intensive Gespräche mit potenziellen Partnern aus dem gemeinnützigen, öffentlichen und privaten Sektor – mit dem Ziel, einen Träger zu finden, der die medizinische Qualität, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sowie die gemeinnützige Ausrichtung, die jüdische Tradition und Identität des Hauses langfristig sichert. Der Investorenprozess läuft im Rahmen des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens weiter.

Die Berliner Krankenhausplanungsbehörde begleitet den Prozess konstruktiv. Positive Signale zu beantragten Leistungsgruppen sowie die Genehmigung zusätzlicher Kapazitäten im psychiatrischen Bereich unterstreichen die Bedeutung des Hauses.

Zum vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Charlottenburg Rechtsanwalt Friedemann Schade bestellt. Der Berliner Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht ist Restrukturierungsexperte und seit 25 Jahren auf die Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen spezialisiert. Er ist Partner der Kanzlei BRL (BOEGE ROHDE LUEBBEHUESEN) und gehört zu den vom Amtsgericht Charlottenburg regelmäßig und häufig bestellten Insolvenzverwaltern und Sachwaltern. Wie Eckert, hat Schade in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Krankenhäusern als Sanierungsexperte begleitet und restrukturiert, zuletzt unter anderem die Krankenhäuser im niedersächsischen Cloppenburg, in Flensburg oder die Dernbacher Gruppe in Rheinland-Pfalz.

 

Über das Jüdische Krankenhaus Berlin

Das Jüdische Krankenhaus Berlin ist ein modernes Notfallkrankenhaus mit einer 269-jährigen Tradition. Rund 820 Mitarbeitende sind im Krankenhaus beschäftigt, das 384 Betten führt in den Fachrichtungen Innere Medizin: Kardiologie, Angiologie, Gastroenterologie, Diabetologie, außerdem Orthopädie und Unfallchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Anästhesiologie, Neurologie sowie Psychiatrie und Psychotherapie. Ein MVZ für radiologische Diagnostik und minimalinvasive Therapie komplettiert das Leistungsspektrum am Standort. Das Krankenhaus ist nach DIN EN:ISO sowie als für Diabetespatienten geeignete Klinik von der DDG zertifiziert und verfügt darüber hinaus über folgende zertifizierte Zentren: interdisziplinäres Gefäßzentrum, MS-Schwerpunktzentrum, überregionale Stroke Unit, Chest Pain Unit, Cardiac Arrest Center und Endoprothetikzentrum. Die Klinik für Psychiatrie trägt das CBASP Zertifikat.

 

Über ECKERT Rechtsanwälte

ECKERT Rechtsanwälte gehört zu den führenden deutschen Restrukturierungs- und Insolvenzkanzleien. Die Spezialisten der Sozietät sind sowohl beratend auf Unternehmensseite als auch als Insolvenzverwalter, Sachwalter und Zwangsverwalter tätig. Besondere Expertise besteht bei der Sanierung von Krankenhausträgern. Dazu zählen verschiedene Kliniken der Schwesternschaft München vom BRK e. V., das Verbundkrankenhaus Linz/Remagen, die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz e. V., die Krupp-Krankenhäuser in Essen, die Kreisklinik Groß-Gerau, die Burgenland-Kliniken sowie die „DRK gem. Krankenhausgesellschaft Süd-West“. Die Kanzlei beschäftigt rund 160 Mitarbeiter an 19 Standorten, davon sind 41 Berufsträger.

 

Über BRL

BRL ist eine international ausgerichtete Partnerschaft von Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern, die im Jahr 2006 gegründet wurde. Heute ist BRL mit rund 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Standorten Hamburg, Berlin, Bochum, Hannover, Dortmund, Essen, München, Bielefeld und Düsseldorf vertreten. Über das Netzwerk Moore Global (internationales Netzwerk unabhängiger Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften) ist BRL bestens aufgestellt, um auch für länderübergreifende Fragestellungen zuverlässige und effiziente Lösungen bereitzustellen.

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